Hutzelbrot


Löwe


Beschreibung

Hutzeln sind die halbierten, getrockneten Früchte einer alten Birnensorte, die auch Hutzelbirne genannt wird. Der Begriff „hutzelig“ bedeutet im schwäbischen soviel wie „runzelig“ und beschreibt somit treffend das Aussehen der getrockneten Birnen.
Hutzelbirnen eignen sich eigentlich nicht zum frischen Verzehr, da sie zu hart und herb, teilweise bitter sind. Das Trocken werden macht sie haltbar und zudem süß. Deshalb werden sie im Allgemeinen weiterverarbeitet zu Hutzelbrot.
In das beliebte Hutzelbrot kommen außer Hutzeln noch Mehl, Nüsse und nach Belieben andere Trockenfrüchte. Bei der Auswahl der Nüsse und Trockenfrüchte streiten sich die Gemüter. Puristen verwenden ausschließlich einheimische Zutaten, also kein Zitronat oder Orangeat. Außerdem ziehen sie Hasel- und Walnüsse den Mandeln vor.
Es gibt vielerlei Rezepte für Hutzelbrot: Wie das bei alten Brauchtumsrezepten so ist, werden sie von Generation zu Generation überliefert.


Herkunftsgeschichte

Hutzelbrot ist ein bäuerliches Festtagsgebäck – im Grunde nichts anderes als ein herkömmliches Brot, das die Bäuerin für Weihnachten mit dem verfeinerte, was es im bäuerlichen Haushalt an Süßem gab: getrocknete Birnen, getrocknete Zwetschgen und Honig. Im Laufe der Zeit kamen noch Feigen und Mandeln dazu; auch Zitronat und Gewürze oder Kirschwasser bewährten sich als Zutaten.


Wissenswertes

Am Weihnachtsabend aßen die Bauern den „Bierewecke“ (anderer Begriff für Hutzelbrot) mit frisch gestoßener Butter bestrichen. Sogar den Kühen im Stall gönnte ihr „Herr und Meister“ in der Weihnachtsnacht etwas von dieser Spezialität, damit sie im folgenden Jahr viel Milch gaben. Und natürlich bekam auch der Hofhund ein Stück als Belohnung für seine Wachsamkeit.

Hutzelbrot durfte erst am Heiligabend oder am Stephanstag (26. Dezember) angeschnitten werden. Auf seine Herstellung wurde größte Sorgfalt verwandt. Das Misslingen bedeutete Unglück. Bis zum Dreikönigstag musste das süße Brot aufgegessen sein.

Die Endstücke des Hutzelbrotes schenkten die Mädchen ihrem Liebhaber. War die Schnittfläche glatt (weil der Teig gut geknetet war), so bedeutete das ein positives Liebesorakel – denn Liebe geht durch den Magen. Mit einer rauen Anschnittfläche signalisierte das Mädchen das Ende der Beziehung. Buk sie ein Stück Draht ein, unterstrich dies ihre Absicht.. Das Mädchen durfte das Scherzel des Hutzelbrotes keinesfalls selbst essen, es sei denn, es hatte den Wunsch Zwillinge zu bekommen.

Der Ludwigsburger Dichter Eduard Mörike (1804-1875) widmete den Hutzeln seine Geschichte vom „Stuttgarter Hutzelmännchen“:
… Das Hutzelmännchen also gibt dem Schustergesell Seppe, seines Meisters müde geworden, für seine Reise zwei Paare Glücksschuhe und einen besonderen Laib Hutzelbrot mit. Damit jener auf seinem Fußweg von Stuttgart über die Alb nach Ulm – und noch weiter – gut
gerüstet sei …

Als Hutzelwiib(le) bezeichnet man im Alemannischen eine alte, runzlige, abgeschaffte, mürrische Frau, die viel durchgemacht hat.

Die Kräuter-Hutzeln Schramberg sind eine Narrengilde, ein Fasnachtsverein. Sie knüpfen an ihre keltisch-alemannische Herkunft an und präsentieren sich mit langen zerzausten Haaren, mit verbitterten Gesichtszügen, dunklen Kleidern und Strohschuhen. Sie stellen alte, durch Armut gezeichnete Weiblein dar, die mit ihrem Körbchen voll Hutzeln und Kräutlein den Bürgern von Schramberg heilkundlich von Nutzen waren.

Region

Hochrhein-Bodensee

Hochrhein-Bodensee

Saison

Traditionell zur Advents- und Weihnachtszeit


Löwe

Zubereitung

Verzehr

Aufgeschnitten und mit Butter bestrichen isst man das Hutzelbrot gerne zu Glühwein oder Punsch.

Hutzelbrot

  • 150 g Roggen
  • 150 g Weizen
  • 6 Eier
  • 1 Päckchen Weinsteinbackpulver
  • 250 g Vollrohrzucker
  • Mark von zwei Vanilleschoten
  • je 200 g getrocknete Birnen (Hutzeln), Zwetschgen, Feigen
  • 50 g getrocknete Aprikosen
  • 100 g Rosinen
  • Anis, Zimt, Nelken
  • 2 El frisch gepresster Zitronensaft
  • 200 g gehackte Haselnüsse
  • 300 g gehackte Mandeln

Die getrockneten Zwetschgen, Birnen und Feigen über Nacht in Wasser einweichen. Das Obst abtropfen lassen und grob zerkleinern. Getrocknete Aprikosen fein würfeln. Das gesamte Obst mit Rosinen, Haselnüssen und Mandeln in eine Schüssel geben, mit Anis, Zimt und Nelken würzen, mit Zitronensaft beträufeln und gut vermengen.

Roggen und Weizen mahlen. Die Eier mit dem Zucker schaumig schlagen. Mark der Vanilleschoten und die Früchte-Nuss-Mischung hinzufügen. Zuletzt das mit dem Backpulver vermengte und frisch gemahlene Mehl nach und nach unterkneten. Zuletzt noch einmal alles gut durchkneten.

Den Teig zu zwei Brotlaiben formen. Auf ein gefettetes Backblech geben. Bei 180°C 70-80 Minuten backen. Nach dem Backen auf einem Rost abkühlen lassen.

(Quelle: Christine Guist & Harry Assenmacher, aus: Silvia Johna, Die winterliche Festtagsküche, 1999, verlag gesund essen gmbh)

 


Löwe

Weitere Informationen

Verbreitung

Hutzelbrot ist eine schwäbisch-alemannische Spezialität, die unter dem Namen Früchtebrot zahlreiche Freunde und Nachahmer gefunden hat.

Kontakt

Sortenzentrale der
Universität Hohenheim,
Institut 370 für Obst, Gemüse und Weinbau
70593 Stuttgart-Hohenheim
Fritz Eckert, Telefon 0711/4592359

Die Obstler Pfaffenhofen –
Interessengemeinschaft zur Wiederbelebung alter, vom Aussterben bedrohter Obstbäume und Obstsorten
www.simon-pfaffenhofen.de

Literatur

Eva Marie Helm
Hasenöhrl und Kirmesfladen.
Das Buch der Brauchtumsgebäcke mit 278 Rezepten
1987, BLV München, 192 Seiten
ISBN: 3405126991

Walter Hartmann:
Farbatlas alter Obstsorten
2000, Verlag Ulmer
ISBN 3-8001-3173-0


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