Die „Seele“ ist ein typisch schwäbisches Gebäck aus Weißmehl, Wasser und Salz. Die Form ist oval bis länglich, die Kruste knusprig und mit grobem Salz und Kümmel bestreut.
Wie der Name des Gebäcks vermuten lässt, geht der Ursprung der „Seele“ auf den Allerseelentag zurück. Früher spielte am Allerseelentag die Bewirtung der „armen Seelen“ eine große Rolle und man legte daher als Totenspeisung Brot („Allerseelenbrot“) und Wein auf die Gräber. Aus dem Allerseelenbrot entwickelte sich im Laufe der Zeit die Kurzform „Seele“; sie hat sich im Ladenverkauf beim Bäcker etabliert.
Seelen zählen zu den „Gebildebroten“ – so bezeichnet man besonders geformte Brote mit symbolischer Bedeutung, die im Jahres- und Lebensbrauchtum eine Rolle spielen.
Nach altem christlichem Volksglauben stiegen an Allerseelen die armen Seelen aus dem Fegfeuer zur Erde auf, um sich für kurze Zeit von ihren Qualen auszuruhen. Aber auch Arme, Mönche, Nonnen und Patenkinder erhielten Zuwendungen in Form von Seelspitzbroten, Seelenkuchen, Seelenzöpfen oder Allerseelenbrötchen. „Um der armen Seelen willen“ bettelten die Kinder mancherorts und erhielten Äpfel, Getreide, Mehl, Schmalz, Geld und vor allem Brot. In manchen Gegenden legte man kleine Münzen auf die Gräber: Die Kinder durften die Münzen dann suchen und sich von dem Geld „Seelenbirnen“ oder Gebäck kaufen.
Noch bis in die 50er Jahre schenkte man besonders nahe stehenden oder lieben Menschen eine „Seele“. Daher stammt übrigens auch die heute noch bekannte Bezeichnung „gute Seele“ für einen netten Menschen.
In früherer Zeit waren die Seelen ein eindeutiges Zeichen: Wenn der Bursche seinem Mädchen eine große „Seele“ schickte, dann galt dies als Heiratsantrag.
Bodensee-Oberschwaben, Franken, Hochrhein-Bodensee, Neckar-Alb, Ostwürttemberg, Stuttgart
Früher wurden Seelen nur am Allerseelentag gebacken und gegessen. Heutzutage sind sie das ganze Jahr hindurch in den schwäbischen Bäckereien zu erhalten.
Für die Herstellung der Seelen benötigt man Weizenmehl, Wasser, Hefe, Salz und Schmalz.
Vorteig:
Hauptteig:
Mit Mehl, Wasser und Hefe einen Vorteig bereiten und diesen etwa 14 Stunden abgedeckt stehen lassen. Das Restmehl und die Restzutaten dazugeben und gründlich zu einem weichen Teig kneten. Den Teig etwa 80 Minuten ruhen lassen, auf einen genässten Tisch geben und mit beiden, nassen Händen Stangen von 20 cm Länge formen. Diese sofort auf Bleche setzen, mit Salz und Kümmel bestreuen und bei 250°C gut 20 Minuten backen.
Bodenseekreis, Schwaben und Württemberg
Museum der Brotkultur
Salzstadelgasse 10
89073 Ulm
Tel.: 0731-6 99 66
Fax: 0731-6 02 11 61
E-Mail: info@museum-brotkultur.de
www.museum-brotkultur.de
Öffnungszeiten:
täglich von 10 – 17 Uhr geöffnet.
Marianne J. Voelk: Rund ums Brot. Alles selbstgemacht.
2001, Mosaik Verlag, München
ISBN 357611517X
Brotrezepte aus ländlichen Backstuben
2001, Landbuch Verlag, Hannover
ISBN 378420614X